Müllsackerl aus "Bio-Plastik"

Müllsackerl aus "Bioplastik" und "kompostierbare" Sackerl sind zum Sammeln von Obst- und Gemüseresten praktisch. Sie sollten aber nur dann in die Biotonne, wenn es keine andere Möglichkeit gibt. Warum das so ist, erfahren Sie hier. 

Bio-Plastiksackerl

Bio-Plastiksackerl

Obst-und Gemüsereste kann man gut im Bio-Plastiksackerl oder im "kompostierbaren Sackerl" sammeln. Müllsackerl aus "Bioplastik" sind aber keine guten „Ausgangsstoffe“ für die Herstellung von Qualitätskompost. Sie leisten für den Kompostierungsprozess keinen positiven Beitrag. Deshalb dürfen kompostierbaren Sackerl nur dann in die Biotonne, wenn kein anderes wiederverwendbares Gefäß vorhanden ist oder wenn die Biotonnen zu weit entfernt aufgestellt sind. Das ist zum Beispiel bei den Biotonnen in der Innenstadt der Fall, die auf allgemein zugänglichen Standplätzen aufgestellt sind. Auch auf dem eigenen Komposthaufen sollten diese Sackerl nicht landen.

Was ist Bioplastik?

Der Begriff „Bioplastik“ ist im alltäglichen Sprachgebrauch nicht selbsterklärend.

Die Vorsilbe „Bio“  kann unterschiedliche Bedeutung haben:

  • Die Vorsilbe "Bio" kann für die Herkunft der Rohstoffe, zum Beispiel „Biodiesel“ stehen
  • Die Vorsilbe "Bio" kann für biologische Abbaubarkeit  stehen
  • Die Vorsilbe "Bio" kann für die Herkunft der Rohstoffe UND für die biologische Abbaubarkeit stehen, wie bei Holz oder Papier.

Kunststoffe können aus unterschiedlichen Rohstoffen hergestellt werden: 

  • aus fossilen Rohstoffen
  • aus nachwachsenden Rohstoffen
  • aus einer Kombination aus fossilen und nachwachsenden Rohstoffen.

Nicht jeder Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen ist biologisch abbaubar, umgekehrt können erdölbasierte Kunststoffe sehr wohl gänzlich biologisch abbaubar sein.

„Bioplastik“ soll daher vollständig und in absehbarer Zeit biologisch abbaubar sein und nicht erst in 400 Jahren. Gleichzeitig soll Bioplastik überwiegend aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt sein. "Bio" heißt in diesem Fall nicht, dass die verwendeten Materialien aus biologischer Landwirtschaft stammen wie biologische Lebensmittel. Für biologisch abbaubare Sackerl wird oft eine Mischung aus nachwachsenden und fossilen Rohstoffen verwendet. Es gibt aber auch Sackerl aus zum Beispiel 100% Maisstärke.

Das HOME OK compost-Zertifikat kennzeichnet Bio-Plastik, das im Hauskompost verrotten kann.

Das HOME OK compost-Zertifikat kennzeichnet Bio-Plastik, das im Hauskompost verrotten kann.

Wie erkennt man "kompostierbare" Biomüllsäcke?

"Kompostierbare" Müllsackerl sind an Symbolen erkennbar:

  • am "OK compost" Zeichen oder
  • am Keimling 

Diese Zeichen stehen für eine Zertifizierung des Produktes nach der Norm EN 13432. Diese Norm stellt sicher, dass der Kunststoff in einem Produkt biologisch abbaubar und für die Kompostierung geeignet ist. Laut Norm sind nach 6 Monaten 90% des im Sackerl enthaltenen Kohlenstoffs in Kohlendioxid umgewandelt. Man nimmt an, dass die restlichen 10% des Kohlenstoffs von Mikroorganismen aufgenommen werden. Diese Art der biologischen Abbaubarkeit wird unter optimierten Bedingungen in einem Labor untersucht. 

Es wird nicht nur die biologischen Abbaubarkeit eines Sackerls untersucht, sondern auch die sogenannte Desintegration: der Zerfall zu Partikeln unter 2 mm Größe. In einer Kompostieranlage muss diese Desintegration bei natürlichen Rottebedingungen mit Temperaturen von 50°C bis zu 70°C innerhalb von 3 Monaten erfolgen.

Das OK Compost-Zeichen des TÜV ist in verschiedene Untergruppen gegliedert. Es weist damit verschiedene Formen der biologischen Abbaubarkeit und der Kompostierung aus: 

HOME gilt für den normalen Gartenkompost
INDUSTRIAL gilt für die technische Kompostierung

Das Keimling-Zeichen auf dem Plastiksackerl zeigt, dass es unter bestimmten Umständen kompostierbar ist.

Das Keimling-Zeichen auf dem Plastiksackerl zeigt, dass es unter bestimmten Umständen kompostierbar ist.

Eine Übersicht zu den Zertifizierungen von kompostierbarem Plastik zeigt die Website des TÜV.

Kompostierbare Sackerl im Alltag erkennen ist aufwendig

Eine kleine Erhebung im Sommer 2020 zeigt das Angebot in großen Supermärkten und Drogerien in Wien. Wir haben uns auf die Zeichen und auf die Beschriftung konzentriert: 

  • Von neun Bio-Müll-Säcken waren drei aus 100% Altpapier und tragen den Blauen Engel.
  • Sechs Produkte waren Folien-Säcke für den Biomüll. Auf vier Verpackungen war die Zertifizierung EN 13432 im Kleingedruckten zu lesen sowie der Keimling erkennbar. Auf einem Produkt war nur der Keimling abgebildet. Zwei Produkte tragen die Aufschrift "für die Biotonne, wenn behördlich zugelassen". Zwei Produkte waren als HOME OK Compost ausgewiesen. Das Zeichen weist darauf hin, dass das Biosackerl auch im normalen Komposthaufen verrotten würde. 

Die Zeichen sollen beim Einkauf und bei der Abfallsortierung unterstützen. Vermutlich haben nur wenige Konsument*innen beim Aussuchen des Biomüllsackerls im Geschäft genug Zeit, um die Symbole und Texte für die Kompostierbarkeit genau zu beachten. Zudem sind der Keimling oder das HOME OK Kompost-Zeichen auf Verpackungen häufig neben anderen Zeichen und Zertifkaten gedruckt. 

"Kompostierbare" Sackerl gelten jedenfalls als Störstoffe

Abfallvermeidung im eigenen Garten: Obst und Gemüse mit einem kleinen Kübel zum Kompost tragen

Im Kompost im eigenen Garten entstehen nur Temperaturen um maximal 40°C. Dafür sind die wenigsten Biosackerl geeignet. Um solche Sackerl beim Einkauf zu erkennen, muss man die Zeichen genau lesen. Für alle anderen Modelle ist der kleine Komposthaufen zu kühl.
Unabhängig davon ist die Verwendung von solchen Sackerln im eigenen Garten gar nicht notwendig, hier kann man ohne Probleme einen auswaschbaren, wiederverwendbaren Kübel zum Sammeln von Obst und Gemüse verwenden. Das ist für die Abfallvermeidung viel sinnvoller.

Die Kompostierung funktioniert - aber trotzdem werden alle Sackerl aussortiert

2020 gab es einen Versuch, der die vollständige biologische Abbaubarkeit bei der Kompostierung nach dem aktuellen Stand der Technik bewiesen hat. Der Versuch wurde von mehreren Einrichtungen gemeinsam durchgeführt: die Universität für Bodenkultur sowie die Bundesländer Wien, Niederösterreich und Oberösterreich. Trotzdem ist das „Biomüllsackerl“ auch in der Biotonne der städtischen Müllentsorgung nicht gut aufgehoben, da es eben für die Kompostierung nichts bringt. Außerdem ist es beim Aussortieren des Biomülls beinahe unmöglich zwischen konventionellen und kompostierbaren Plastiksackerln zu unterscheiden. Die Bio-Plastiksackerl gelten also als Störstoffe im Biomüll und werden je nach Kompostanlage mechanisch oder händisch aussortiert.

Biomüllsackerl sind eine gute Sammelhilfe - sie können die Akzeptanz für die Biotonne steigern

Es gibt ein wichtiges Argument für die Biomüllsackerl. Sie erleichtern das Sammeln von Grünzeug, Obst und Gemüse und den Transport zur Biotonne. Man kann erwarten, dass durch diese biologisch abbaubaren Sammelhilfen die Akzeptanz der getrennten Bioabfallsammlung steigt - das bedeutet: Je besser die Biotonne angenommen wird, umso mehr Biomüll wird gesammelt. Somit wird weniger Biomüll in den Restmülltonnen sein. Diese Entwicklung wäre sehr gut, um die EU-Recyclingquoten zu erreichen. Kompostierbare Biomüllsackerl könnten also helfen, dass mehr Bioabfall kompostiert wird. 

Unser Tipp: Verwenden Sie Alternativen zum Sackerl für den Biomüll!

Am einfachsten ist es, den Biomüll zuhause in einem Behälter ganz ohne Sackerl zu sammeln. Ein kleinerer Mistkübel ist ideal. Damit sich kein unangenehmer Geruch breit macht ist ein Deckel sinnvoll. Außerdem sollte man das Küberl nach 1-3 Tagen ausleeren und danach auswaschen. Mehr dazu unter Alternativen zum Müllsackerl für den Biomüll.

Falls Sie trotzdem Biokunststoff-Beutel verwenden wollen oder müssen, ...  

Restmülltonne mit Bio-Plastiksackerl

Restmülltonne mit Bio-Plastiksackerl

 ... geben Sie das Sackerl selbst in die Restmülltonne oder in den öffentlichen Papierkorb - aber erst nach dem Ausleeren des eigentlichen Biomülls in die Biotonne.

Nur dann, wenn es keine Restmülltonne oder keinen Papierkorb gibt oder das Ausleeren des Sackerls schwierig oder unzumutbar ist - nur dann ist das Wegwerfen des Biomülls im „Biosackerls“ in die Biotonne zulässig.

Unzulässig ist Kunststoff-Abfälle in Biotonnen zu werfen. Es ist dabei egal ob sie biologisch abbaubar sind oder nicht. Die Biotonne darf keinesfalls als „Verwertungsschiene“ für biologisch abbaubare Kunststoff-Abfälle missbraucht werden!

Misttelefon 01 546 48 und "die48er" Mist App

Die Abfallberater*innen am Misttelefon beantworten alle Fragen rund um das Thema Abfall - von den Öffnungszeiten der Mistplätze über die getrennte Sammlung und richtige Entsorgung bis hin zur Abfallvermeidung. Das Misttelefon der MA 48 erreichen Sie unter der Nummer 01 546 48 zu den Öffnungszeiten des Misttelefons.

"die48er" Mist App: Die wichtigsten Informationen rund um Mist in Wien gibt es auch am Handy. Mehr dazu unter folgendem Link: "die48er" Mist App auf der Website der MA 48

Mistplatz-ABC: Informationen zur Abfalltrennung auf der Website der Stadt Wien

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